Corona-Krise in
Neuseeland

„Eigentlich sollte es eine monatelange Tour

durch mehrere Länder werden…“

Corona-Krise – Eigentlich sollte es eine monatelange Tour durch mehrere Länder werden. Doch aufgrund der weltweiten Ausbreitung von Covid19 nahm meine Reise einen ganz anderen Verlauf.

Neuseeland – ein Land, von dem man aktuell wenig hört. Ich habe, bis zur Rückholaktion der Bundesregierung, erfahren, wie die Neuseeländer mit der aktuellen Situation umgehen. Und um es kurz vorwegzunehmen: Bei meiner Rückkehr nach Deutschland war ich sehr überrascht.

Corona-Krise – In Neuseeland macht man keine halben Sachen

Die innerhalb von ca. 4 Wochen langsam wachsenden Fallzahlen, veranlassen Premierministerin Adern am 21.03 ein vierstufiges Levelsystem anzukündigen. Graduell steigend, implementieren diese Level stufenweise härtere Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Im Angesicht einer immer gravierenderen Situation wird Level 1 übersprungen und die Vorsichtsmaßnahmen direkt auf Level zwei angepasst.

 

Zwei Tage später wird die erste nicht auf Auslandsreisen zurückführbare Erkrankung diagnostiziert. Adern reagiert sofort mit weiteren Beschränkungen. Innerhalb von sechs Tagen und mit nur etwas über 1100 bestätigten Fällen wechselt das gesamte Land, ohne Ausnahme, von relativer Normalität auf Lockdown – Level vier. Und mit Lockdown meine ich genau das.

Level 4 – Lockdown für Neuseeland

Nur Lebensmittelläden und Apotheken dürfen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, geöffnet bleiben. Hamsterkäufe gab es nicht, da schon von Beginn an darauf geachtet wurde und mit Rationierung verschiedener Waren dem Ausverkauf entgegengewirkt wird.

 

Es herrschen von Beginn an strenge Regeln. Auch Lieferdienste, Spirituosengeschäfte, Fast Food Restaurants und Versandhändler sind geschlossen. Überdies trifft das auf alle öffentlichen Gebäude und Einrichtungen, von der Stadtbücherei, über Schulen und Spielplätze bis hin zur öffentlichen Toilette zu.

Stay in your bubble!

Die Idee der Bubble ist simple. Ausschließlich Kontakt mit im Haus lebenden Angehörigen, der Rest ist tabu. Dementsprechend werden alle Veranstaltungen abgesagt, vom Konzert bis zur Beerdigung. Außerhalb der Bubble, gelten zwei Meter Abstand, jede andere Interaktion ist verboten. Und ja, ich wurde von der Polizei angesprochen, weil ich auf dem Supermarktparkplatz zu nah an meinem Mitbewohner stand…

Absolutes Reiseverbot!

Nicht außerhalb des Landes, nicht innerhalb des Landes, auch nicht zwischen zwei Dörfern. Ist man also in Level 4 auf der Nordseite der Insel gestrandet, lebt aber im Süden, gibt es keine Möglichkeit nach Hause zu kommen. Sofern keine lebenswichtigen Tätigkeiten nötig sind, bleibt man zuhause. 

Ein ungewöhnlicher Anblick

Mit den Maßnahmen bildet sich ein menschenleeres Neuseeland ab. Der Weg in den Supermarkt führt durch Geisterstädte. Die Menschen achten sorgfältig auf den Mindestabstand von 2 Meter. Schließlich kommt der Tag meiner Abreise und ich erreiche nach dreistündiger Reise den Flughafen.

 

Unterwegs begegnen uns etwa 17 Fahrzeuge, was bei einer Strecke von 250km ein eigenartiges Gefühl hinterlässt. Hinzu kommt eine Polizeistreife, die uns höfflich aber bestimmt nach dem Ziel unserer Reise fragt. Auch an diesem Punkt wird die Sorgfaltspflicht sehr ernst genommen.

 

Die Bevölkerung und gestrandeten Touristen stehen der ganzen Situation eigentlich ziemlich vernünftig und offen gegenüber. Die Polizei ermahnt freundlich und sorgt so für die Einhaltung der Regeln. Bei mehrmaligen Verstößen werden allerdings drastische Maßnahmen ergriffen.

Die Regierung macht deutlich:

 

„Wir sitzen alle im gleichen Boot, und wehe dem, der versucht das Boot zu kentern.“

„Trotz der unsicheren Situation und den veränderten Umständen, nehme ich eine Menge positive Eindrücke mit nach Hause!“

Schnelles Handeln und drastische Maßnahmen sind erfolgreich

Nach etwas über einem Monat kann die Regierung die Maßnahmen nun wieder lockern. Neuseeland meldet seit gestern noch einen neuen Coronafall, insgesamt gibt es nur etwa 1.500 bestätigte und mögliche Fälle, fast ebenso viele haben sich erholt. Die Anzahl der Coronatoten überhaupt: 21. Diesen Erfolg, haben sich die Neuseeländer hart erarbeitet, und sind noch nicht am Ende des Weges angelangt.

 

Trotz niedriger Zahlen handelt Neuseeland weit aus vorsichtiger als dies in Deutschland geschieht. Die meisten Geschäfte bleiben noch immer geschlossen, Reisen sind weiterhin stark eingeschränkt. Weitestgehend gilt immer noch die Bubble, nur der Aufenthalt im engsten Familienkreis ist erlaubt. Doch ein Ende ist in Sicht, und sollte der Trend so weitergehen, hat die Regierung bereits in Aussicht gestellt, dass bald wieder relative Normalität herrschen könnte.

Hier muss Deutschland nachlegen!

Nach dieser Erfahrung überraschte mich das Leben in Deutschland, zu Zeiten der Corona-Pandemie, etwas. Die sonst weltweit als penibel und gründlich geltenden Deutschen, scheinen mir jetzt eine extreme laissez faire Haltung an den Tag zu legen. Zwar durfte ich bei meiner Einreise ein Formular ausfüllen, dass wohl dem Zwecke des Contact-Tracings dient, eingesammelt hat es aber niemand. Mit dem Formular wurde ein Infoblatt zu Vorschriften nach der Einreise ausgeteilt, dass zu diesem Zeitpunkt einen Monat alt war, und somit völlig veraltet.

 

Informationen sind undeutlich und in jedem Bundesland irgendwie anders. Meine, nach Einreise eigentlich verpflichtende, zweiwöchige Quarantäne überprüfte niemand, wer hätte auch wissen sollen, dass ich überhaupt in Quarantäne war? 1,5 Meter Abstand zu halten ist quasi unmöglich, so voll ist es auf den Straßen, vor Baumärkten und MC Donalds – Läden, die in Neuseeland selbst unter den bereits entschärften Regeln noch geschlossen sind.

 

In vielen Situationen hörte ich Menschen klagen, die sich über die Härte der Maßnahmen beschwerten. Zum Beispiel, dass sich vor den Geschäften längere Schlangen bilden und dies eine Zumutung wäre. Erschreckendes Resultat, gibt es doch in unserem gesamten Land in täglich etwa so viele Neuansteckungen, wie in Neuseeland Fälle insgesamt.

Lieber für kurze Zeit den Modus Neuseeland…

Nun kann man Neuseeland und Deutschland schlecht vergleichen. Neuseeland ist eine Insel, mit viel weniger Einwohnern und geringerer Bevölkerungsdichte. Aber die so unterschiedlichen Ansätze haben mich doch verwundert, und ehrlich gesagt, mir ist ein Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende. Lieber für kurze Zeit den Modus Neuseeland, und danach relative Normalität, als nun für bis auf Weiteres dieses merkwürdige Mittelding.

 

Wie ist es bei euch? Ich schreibe aus einer NRW-Perspektive, vielleicht sind andere Bundesländer noch legerer oder doch viel strikter? Was haltet ihr vom neuseeländischen Model? Ist das in Deutschland überhaupt umsetzbar?

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