Wie niederländische Studenten in der Corona-Krise helfen

Dieses Jahr wird uns allen in Erinnerung bleiben, doch nicht unbedingt in guter. Corona macht uns allen das Leben schwer. Es stellt uns jeden Tag vor neue Herausforderungen, bringt Veränderungen, Probleme und Sorgen, aber auch neue Chancen mit sich – auch für Studierende. So auch in den Niederlanden. Hier fand man eine kreative Lösung um zwei Probleme auf einmal zu lösen.

Verlust des Nebenjobs aufgrund der Corona-Krise

Das Corona-Virus hat Hochschulen und Universitäten, auch die unserer Nachbarländer, fest im Griff. Obwohl Studenten nicht zur Risikogruppe des Coronavirus zählen, haben diese Bildungseinrichtungen geschlossen und Präsenz-Veranstaltungen sowie Vorlesungen müssen Online-Lehrveranstaltungen weichen.

Neben dieser neuen Herausforderung stehen viele Studentinnen und Studenten auch privat vor völlig neuen Gegebenheiten. Denn mit der Schließung vieler Gaststätten und Einzehhändler sind auch ihre Nebenjobs bedroht, auf die sie aber zum Bestreiten des Lebensunterhaltes angewiesen sind.

Zeit für Alternativen!

Genau hier bieten die Gesundheitsämter eine Alternative. Die GGDs*, wie sie im Niederländischen heißen, benötigen für die Kontaktverfolgung von Corona Fällen aktuelle besonders Verstärkung und extra Personal mit besonderen Qualifikationen. Medizinstudenten bieten sich dafür hervorragen an.

Trotz Corona – eine neue Chance

Wir haben mit Victor, einem holländischen Studenten, der an der Universität in Maastricht Biomedizin studiert, gesprochen. Er ist diesen alternativen Weg gegangen und unterstützt in seinem neuen Nebenjob beim GGD die Menschen und Gemeindem im Kampf gegen Corona.

 

Wir haben mit ihm gesprochen. Im Folgenden Teil erzählt er von seiner neuen Arbeit.

Bevor ich meinen Job beim GGD begonnen habe, war ich in der Gastronomie tätig.“

Victor

Student Biomedical Sciences, in Maastricht

 

 „Durch Corona habe ich meine Stelle dort verloren, weil alle Gaststätten schließen mussten und man mich nicht mehr bezahlen konnte. Da ich auf das Geld angewiesen bin, habe ich mich nach einer Alternative umsehen müssen und bin so auf den GGD gestoßen.

Seit Mai bin ich nun Teil des GGDs in Eindhoven und zuständig für die Ermittlung der Infektionsketten. Ich unterstütze dort das Team, welches die Betroffenen per Telefon kontaktiert, um ihnen mitzuteilen, dass sie positiv auf Corona getestet wurden.

Testpflicht in den Niederlanden

In den Niederlanden ist ein Corona-Test verpflichtend, sobald man virustypische Symptome aufweist. Dazu muss man sich an einem von über hundert niederländischen Teststandorten, den sogenannten Teststraßen, testen lassen. Hierzu kann man sich vorher auf der Website www.coronatest.nl informieren und direkt einen Termin für eine Testdurchführung vereinbaren. Mithilfe des PCR-Tests, wird dann nachgewiesen, ob zum Zeitpunkt der Durchführung eine positive Corona-Infektion vorliegt.

Im zuständigen Prüfungslabor wird das Testergebnis ausgewertet und anschließend in ein Online-Portal, zu dem das GGD Zugang hat, hochgeladen.

Positiv oder negativ 

Negative Ergebnisse werden auf der Website www.coronatest.nl mitgeteilt. Hier ist es möglich, das Testergebnis anzufordern, indem man sich auf der Seite einloggt.

Bei positiven Testergebnissen kommen wir vom GGD ins Spiel. Wir kontaktieren zuerst die Testperson per Telefon und informieren sie über den positiven Befund sowie die anzuordnende Quarantäne.

Diese Gespräche sind nicht immer leicht. Wir haben oft mit Ängsten und Sorgen der Betroffenen zu tun. Mitunter kommt es sogar vor, dass auch mal die Tränen kullern. In solchen Fällen sind gerade Einfühlungsvermögen und Empathie besonders wichtig, um den betroffenen Personen Mut zuzusprechen und ihnen Ihre Bedenken zu nehmen.“

Detektivarbeit/Unterbrechung der Infektionskette

Im zweiten Schritt folgt die aufwendige und zeitintensive Detektivarbeit. Hier erarbeiten wir mit der positiv getesteten Person eine Kontaktliste der Betroffenen, mit denen der/die Infizierte in den vergangenen Tagen bis zwei Tage vor Eintreten der Symptome direkten Kontakt hatte. Denn schon vor dem Ausbruch der Erkrankung könnten die Betroffenen das Virus weiterverbreitet haben.

Diese Kontaktpersonen müssen ebenfalls von uns informiert und unter häusliche Quarantäne gestellt werden, sodass die Infektionskette unterbrochen werden kann. Während dieser Zeit betreuen wir sie ebenfalls telefonisch, um auf mögliche Symptome schnell reagieren zu können. Durch mein Biomedizin-Studium kann ich den Erkrankten besonders in Bezug auf spezifische medizinische Fragen eine Antwort geben und ihnen so zur Seite stehen.“

Kreativität zahlt sich aus.

Durch die Corona-Krise hat Victor seinen Studentenjob verloren. Corona hat ihm im übertragenen Sinne damit eine Tür vor der Nase zugeschlagen. Gleichzeitig gab ihm das die Möglichkeit seine Fähigkeiten in einem anderen wichtigen Projekt einzusetzen. In seinem neuen Job im Gesundheitsamt hilft er nun bei der Eindämmung des Virus und ist damit mehr als zufrieden.

 

Eine Lehre die man aus Corona ziehen kann ist, dass flexibele und kreative Lösungen entscheidend dazu beitragen können, die Krise zu bewältigen. In Deutschland gibt es ähnlich Beispiele, bei denen etwa Reisebüro Mitarbeiter/innen bei der Kontaktvervolgung helfen wollen. Allerdings ist man hier noch nicht so flexibel wie bei unseren niederländischen Nachbarn.

Kennst Du deartige Beispiele, oder hast du kreative Vorschläge? Lass sie uns wissen!

*Gemeentelijke of Gemeenschappelijke Gezondheidsdienst

Wir bedanken uns bei Victor für seinen ausführlichen Bericht und seine Bereitschaft im Dienst gegen Corona und für die Gesundheit.

Jenny

Praktikantin

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