„Vielleicht kann ich jemanden dazu animieren, einen Ausflug in die Schweiz zu unternehmen.“
Larissa Hauser
Operationstechnische Assistentin
Schweiz
12. Januar 2021
4 min.
Wie ist es eigentlich, im Schweizer Gesundheitswesen zu arbeiten? Larissa Hauser aus Mainz weiß es genau, denn sie hatte die Möglichkeit, über eines unserer Projekte für zwei Monate als OTA in einem Berner Spital zu arbeiten. Im Interview erzählt sie uns ihre Geschichte, Erfahrungen und Eindrücke.
Larissa, wie kam es dazu, dass du dich entschieden hast, in die Schweiz zu gehen?
Ich arbeite schon seit 5 Jahren in einer Arbeitnehmerüberlassungsfirma hier in Deutschland und bin daher in unterschiedlichen Kliniken unterwegs und wollte einfach wissen, wie es im Ausland ist. Ich hatte Lust auf Abwechslung, ein kleines Abenteuer und brauchte einen Tapetenwechsel. Durch Zufall bin ich auf XING von einer eurer Mitarbeiterinnen angeschrieben worden und wurde so auf Korint aufmerksam. Durch diesen Anstoß verfestigte sich mein Gedanke, ins Ausland zu gehen immer mehr. Die Schweiz war nicht von Anfang an klar, aber durch Gespräche mit David, der mir die Schweiz aufgrund der niedrigen Sprachbarriere empfohlen hatte, stand mein Zielland schnell fest. Außerdem fand ich, sei das Land als erster Auslandsaufenthalt ein gutes Ziel, um herauszufinden, ob mir das Leben und Arbeiten im Ausland überhaupt liegt und ob ich zurechtkomme.
Du hast mit uns einen temporären Aufenthalt in der Schweiz verbracht. Könntest du dir auch vorstellen, dort eine Festanstellung anzunehmen?
Man weiß nie, was sich noch ergibt! Für mich war es von vornherein klar, dass ich erst einmal nur befristet dort sein werde und dann wieder zurück nach Deutschland gehe. Prinzipiell wäre es auch eine Option für mich, irgendwann einmal fest dorthin zu gehen. Aber für den Moment sollten es eine neue Herausforderung, eine neue Umgebung und neue Leute sein.
Kannst du uns kurz schildern, wie dein Weg in die Schweiz mit Korint ausgesehen hat?
Korint hat mich von Beginn an begleitet und mir bei Fragen oder Bedenken sofort weitergeholfen. Ich hatte immer einen direkten Ansprechpartner. Nachdem ich meine Wünsche und Vorstellungen mit David besprochen hatte, hat er mich an seine Kollegen der Koraal Schweiz AG, die Partnerfirma von Korint, weitergeleitet. Auch dort hatte ich von Anfang an einen festen Ansprechpartner an meiner Seite, der dann sofort für mich nach einer Stelle Ausschau gehalten hat.
(Podgast) Für zwei Monate in die Schweiz
Dann ging alles ganz schnell und ich habe Anfang Juli 2020 den Bescheid bekommen, dass ich ab August im Salem-Spital in Bern anfangen könnte zu arbeiten. Darüber habe ich mich riesig gefreut. Von Koraal wurde mir dann auch die Arbeitsbewilligung zur Verfügung gestellt und falls ich gewollt hätte, hätten sie mir sogar eine Wohnung organisiert. Aber ich habe mich selbst nach einer Wohnung umgesehen und eine WG gefunden, in der ich für die Zeit dort wohnen konnte.
Ende Juli bin ich dann nach Bern gereist und in die WG gezogen. Eine Woche bevor ich meine neue Stelle angetreten habe, war ich noch in Zug, in der Firma von Koraal und hatte dort ein Mitarbeitergespräch, was wirklich sehr gut war. Denn hier hatte ich die tolle Gelegenheit, alle Leute, mit denen man die Monate davor telefoniert hatte, auch persönlich kennenzulernen. Das war eine sehr schöne Erfahrung.
Wie ist dein erster Tag in der Klinik abgelaufen?
Ich war sehr, sehr aufgeregt auf das, was mich erwartet. Ich habe mir Gedanken gemacht, dass ich nicht zurecht komme und hatte auch Zweifel. Natürlich war alles völlig unbegründet, denn vom ersten Tag an war alles sehr positiv. Ich wurde ganz toll von Kolleginnen und Kollegen empfangen, habe einen Rundgang und eine Einführung bekommen und sogar ein Gespräch mit der Stationsleitung über meinen Arbeitseinsatz und die OPs usw. geführt. Und dann ging es direkt los. Ich konnte sofort mit anpacken.
Hast du während deiner Zeit dort Unterschiede in deiner Arbeit oder deinem persönlichen Bereich im Gegensatz zu Deutschland feststellen können?
Es gab schon 1-2 Sachen, bei denen man sich umstellen musste, aber auch viel Positives. In Deutschland ist es zum Beispiel so, dass man als OTA die Lagerung und das Röntgen der PatientInnen oder die Pflegedokumentation selbst ausführt. In der Schweiz gibt es für diese Aufgaben extra Personal. Das war schon etwas komisch, da ich es ja anders gewohnt bin und diese Aufgaben selbst ausführen wollte. Meine KollegInnen meinten dann nur: „Nein Larissa, das musst du gar nicht, dafür haben wir extra Pflegekräfte“. Das habe ich aber als eine besonders positive Erfahrung wahrgenommen, da man sich so auf das Wesentliche seiner Arbeit wie die Vorbereitung und die Assistenz während der OP konzentrieren kann. So ist die Zusammenarbeit mit den operierenden Ärzten und dem anwesenden OP-Personal eine viel intensivere, was ich persönlich als eine echte Bereicherung empfinde.
Andererseits muss ich ganz ehrlich sagen, ich hatte nicht das Gefühl, dass die Schweizer so offen sind wie die Deutschen, sei es privat oder auf der Arbeit. Da hat es wirklich etwas gedauert, bis man miteinander warm geworden ist und auch auf der Arbeit mal ein privates Pläuschchen gehalten oder sich auf einen Kaffee verabredet hat. Hier sind die Schweizer anfangs eher zurückhaltender und reservierter. Allerdings waren in dem Spital auch viele Leute aus Deutschland, Holland oder anderen europäischen Ländern, die eine andere Mentalität haben. Mit diesen kommt man dann schneller in Kontakt und trifft sich auch mal spontan nach der Arbeit zusammen.
Hattest du trotz deutschsprachiger Schweiz Probleme, dich zu verständigen oder die Leute zu verstehen?
Ganz ehrlich? Ich habe es mir leichter vorgestellt. Aber es war gerade in den ersten Tagen auf der Arbeit eine kleine Herausforderung, wobei meine KollegInnen auch sehr rücksichtsvoll waren. Trotzdem wollte ich nicht, dass sie Hochdeutsch mit mir reden, denn ich wollte auch das Schweizerdeutsch verstehen und lernen. So kam es das ein oder andere Mal natürlich zu Missverständnissen, denn wer weiß schon, dass, wenn jemand ein „Böckli“ benötigt, eine kleine Trittstufe gemeint ist? Da man aber jeden Tag mit der Sprache konfrontiert ist, wird es mit der Zeit einfacher, man lernt immer mehr dazu und kommt zurecht.
Was hast du während deiner Freizeit unternommen?
Die Schweiz hat so viel zu bieten. Ich kann die Schweizer verstehen und weiß, warum sie nicht auswandern. Das Land ist einfach wunderschön. Von Bergen über kristallklare Seen und kleine Städtchen, es ist alles dabei. So bin ich oft unter der Woche mit meinen KollegInnen in die umliegenden Städte und Dörfer von Bern gefahren, um diese zu besichtigen und das Wochenende haben wir dazu genutzt, Wandertouren um das Berner Oberland zu unternehmen. Auch die Stadt Bern ist mir während meiner Zeit dort richtig ans Herz gewachsen. Ich kann nur an jeden appellieren, einmal dort hinzufahren und die Stadt zu besichtigen. Es ist ein kleines, gemütliches Städtchen, in dem man alles gut zu Fuß erreichen kann und die Aare ist zu einem meiner Liebslingsorte geworden, an dem man nach einem Arbeitstag im OP einen kleinen Umtrunk genießen kann.
Nun das Wichtigste zum Schluss, würdest du diese Erfahrung noch einmal machen wollen?
Auf jeden Fall, sei es die Schweiz oder ein anderes Land! Es war eine supertolle Erfahrung, welche mich persönlich und beruflich wirklich weitergebracht hat. Vor allem die vielen positiven Augenblicke und Momente, die dir keiner wegnehmen kann, sind eine wertvolle Erfahrung. Aber auch Prozesse oder Herangehensweisen auf der Arbeit, die ich so in Deutschland bislang nicht kannte, die für mich aber stimmig und klar erscheinen und mir meine Arbeit sogar erleichtern, führe ich auch weiterhin in Deutschland aus und gebe diese auch hier an meine KollegInnen weiter.
Definitiv würde ich auch noch einmal mit Korint und Koraal zusammen eine Auslanderfahrung machen, weil alles so gut geklappt hat und ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Auch die Treffen und Gespräche von und mit den Mitarbeitern von Koraal während meines Aufenthaltes habe ich als einen super Support empfunden und fühlte mich nie alleine gelassen, sondern immer unterstützt und gut aufgehoben. Gerne würde ich dann auch ein anderes Spital kennenlernen, um zu sehen, ob es überall dieselben Abläufe und Prozesse sind.
Für mich ist es der perfekte Weg, eine Auszeit von Deutschland und meinem Leben hier zu nehmen und jedes Jahr drei Monate in der Schweiz zu verbringen, um mich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln.
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